Ortsentstehung

Auf der folgende Seite wird sehr detailliert von der Ortsentstehung und Geschichte Zeigerheims berichtet. Eine verkürzte und reduzierte Übersicht befindet sich in Arbeit.

Lage, Name und Gegebenheiten

Nordwestlich von Schwarza, zwischen Rudolstadt und Blankenburg, geschützt nach Osten durch den Zeigerheimer Berg mit dem Bismarckturm, liegt das Dorf Zeigerheim. Es schmiegt sich an den unteren Abhang eines Berges, der die Liske genannt wird. Zwischen dem Schenkenberg im Süden und der Liske im Norden haben wir das Schremschetal, dessen munterer Bach zwischen Schwarza und Volkstedt in die Saale fließt. Südlich der oberen Schremsche lag einst der Ort Naundorf, der in Zeigerheimer Urkunden öfter erwähnt wird, weil die Flur und das Dorf später zum Zeigerheimer Gebiet geschlagen wurden.

Hier und im Flurbezirk „Auf dem Sand“ wurden gelegentlich Steinbeile und Scherben aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden. Die Flur hat eine Fläche von 483,99 ha. Davon sind 162,50 ha Acker, 54 ha Wiesen, 217 ha Wald. Der Boden ist heller, grobkörniger Sandstein, teils Lehm, teils bunte, sandige, mergelige und tonige Schichten, allerlei Wellenkalk und Trochitenkalk Ganz unfruchtbar ist der grünliche Mergel.

Nachweisbar ist Naundorf zum ersten Male am 1. März 1367.

Der Ort stand noch im Jahre 1512, denn im Erbbuche des Amtes Rudolstadt werden noch Häuser daselbst erwähnt Aber im Erbzinsbuche von Blankenburg aus dem Jahre 1562 ist Naundorf nur noch Flurname „das Neuendorff“. Häuser werden nicht mehr genannt. Daher scheint der Ort zwischen 1512 und 1562 verlassen worden zu sein.

Das Dorf Zeigerheim liegt nicht auf der Ebene, die man vor sich sieht, wenn man von Schwarza den Weg heraufkommt. Wahrscheinlich waren die Wiesen, die hier liegen, für das Vieh notwendiger, also für die Bebauung mit Häusern zu kostbar. Da, wo unfruchtbarer grünlicher Mergel am Rande des Gebirges nur kümmerliche Schafweide bot, wo die Wege bei Regenwetter grundlos wurden, am Ende des Abhanges, hat man den Ort gebaut; denn hier sprang Quellwasser aus dem Boden, das man zur Siedelung notwendig brauchte. So konnte der obere Teil des Berges zu Weingärten und Waldungen benutzt werden.

Das hervorquellende Wasser gab Veranlassung zum Bau eines Teiches Im Orte. Rund um denselben legte man die Häuser an. Wir haben es dem­nach mit einem einstigen „Rundling“ zu tun. Erst später hat man auf der südlichen Ebene einen Teich angelegt. Als man nämlich den Teich inmitten des Ortes nicht mehr brauchte, hat man eine Anzahl Häuser in die Mitte des Dorfes gestellt, so dass die Im Kreise herumführenden Wege im heutigen Dorfe die Lage des ehemaligen Teiches andeuten.

Der Name Zeigerheim wäre erklärlich als das Heim eines Mannes namens Zeiger oder als das Heim von Leuten, die „Zeiger“ waren. Aber wenn wir eine richtige Namenserklärung geben wollen, dürfen wir nicht von der gegen­wärtigen Form des Wortes ausgehen, sondern müssen feststellen, wie der Ort In ältester Zeit hieß. Da finden wir denn Worte, die mit einem Zeigen oder Zeiger überhaupt nichts zu tun haben. Der Ort hieß

1363 Ziegereym,
1381 Czegerim und Zcegerns,
1393 schrieb man Czegrem,
1404 Zeigerem,
1411 Czegirheim,
1503 Zigernhayn und Czegerem,
1506 Zcegerheym,
1512 Zeecherheym,
1515 Ziegenheim,
1515/16 Ziecherheim u. Zcecherheim,
1532 Zegernheim, Ziegenheim ,
1533 Zegram oder Zlgeram,
1537 Zegerhaim,
1541 Czegerehem.

Im Volksmunde heißt der Ort noch heute Zären, Zarm.

Man wußte offenbar den Namen nicht mehr recht zu deuten. So dachte man gelegentlich an Ziegen. Sempert, Die Siedelungen in der Oberherrschaft von Schwarzburg-Rudolstadt, Seite 70 schreibt: „Der Stamm des Wortes scheint slavischen, die Endung dagegen deutschen Ursprungs zu sein.“ Er möchte den altslavischen Personennamen Ces – oder Cech darin, sehen und erklärt „Helm des Cech“. Damit ist aber die Silbe „er“ nach „Cech“ noch nicht erklärt.

Die Anlage des Dorfes als Rundling weist fraglos auf slavische Gründung hin, und Flurnamen ringsherum sind slavischen Ursprungs. Liske wird mit dem altslavischen leska, tschechisch liska, Haselstaude, Haselgebüsch, in Zusammenhang gebracht, oder auch mit lisu, tschechisch lis, lischka, der Fuchs. Die Schremsche ist aus dem altslavischen cremuha, neuslavisch cremsa, sremsa, entstanden, das Vogelbeere bedeutet. Also hat man an ein Tal voller Vogelbeeren zu denken. Die Flurbezeichnung Reschütz hängt mit remischi, tschechisch remis, die Beutelmelse, zusammen. Die Beutelmeise hat die Größe der Blaumeise. Das Gefieder ist grau, Flügel und Schwanz sind braun. Diese Meise lebt im südlichen Europa und kommt nur noch selten zu uns. Gärmel, altslavisch gora, heißt der Berg. Klauden hängt mit dem tschechischen Worte chloud = Stock zusammen. Greunze, jetzt Volkstedter Flurname, kommt in der Bestimmung des Lehrergehaltes zu Zeigerheim Im Jahre 1729 vor. Dieses Wort ist aus dem altslavischen grani, das Äußerste, das Ende, entstanden.

Inmitten dieser altslavischen Flurbezeichnungen (liegt der ehemalige Rundling Zcegrem. Der Name ist sicherlich ursprünglich auch slavisch. Er wird wohl, wenn wir „Zären, Zarm“ beachten, mit ceren, tschechisch ceren = Kelter, Weinpresse, in Verbindung zu bringen sein. Es ist der Ort, an dem die Weinpresse für die Umgebung stand. Zwei solcher Weinpressen befanden sich noch bis in unsere Zeit In Zeigerheim und hatten die Gestalt, wie wir eine in den „Bauernhäusern“ zu Rudolstadt aus Tauschwitz aufgestellt sehen.

Die Pressen Zeigerheims sind leider zersägt und zerhackt worden. Solche Keltern haben unter einem Rahmen von starken Balken einen Behälter für die Trauben, die mit einem starken Deckel verschlossen wurden. Von der Mitte des oberen Balkens reicht eine dicke Schraube aus Holz herunter, die von einem Holzklotz umschlossen ist, der mit vierfachen eisernen Ringen vor dem Zerdrückt werden geschützt ist. In dem Klotz befinden sich tiefe Löcher für eine Stange, mit der man den Deckel über den Trauben immer tiefer hinabdrückt. Sehr stark sind die Balken, auf denen der Traubenbehälter steht. Aus einer Röhre der Balken läuft der gewonnene Saft in eine Holzwanne.

Geschichte des Ortes von 1363 bis in die Neuzeit

Am 1. Sept. 1363 war Gunther von Zeigerheim als 2. Ratsmann von Saal­feld Zeuge bei der Übertragung von Ackern auf einen anderen Besitzer. Am 11. Nov. 1381 bezeugte zu Paulinzelle der Abt Konrad von Isserstedt und der Prior Günther Vocke, daß der Klosterbruder Johannes Hochherz und der Kellermeister Heinrich Henning zu Paulinzelle 21/2 Acker Land auf dem Höffeln zu Zeigerheim von Peter Kapphus für 8 Pfund Pfennige gekauft haben. Dieses Grundstück ward Lehen von Paulinzelle und lag bei der Paulinzelle gehörigen Kelter. Nach dem Tode der Käufer sollte dieses Anwesen an das Kloster fallen. Es sollte ein Weingarten werden. Also hatte Paulinzelle damals Einfluß in Zeigerheim.

Heinrich von Zeigerheim hatte mit Zustimmung des Grafen Günther zu Schwarzburg Ostern 1404 von den Rudolstüdter Bürgern 15 Acker Artland, Weingarten und Wiesen in der Volkstedter Flur inne. Hiervon waren 7/4 Acker Weingarten und 1/2 Acker Wiesen. Das übrige war Artland. Hierüber hatte er an die Stadt Schoß zu zahlen.

Am 27. Dez. 1503 verkauften Claus und Kurt Wympach mit seiner Frau Gertrud zu Orlamünde unter Zustimmung ihrer zwei Brüder Hans und Jakob Wympach dem Paulinzeller Abte Kaspar und dem Prior Johann Stoll 3 Schock neue Groschen jährlichen Zinses und 1 Michaelishuhn in Zeigerheim von einem Hause und Hofe und einer Hufe Landes mit einem Weingarten, in der Schremsche gelegen, die bisher Hans Strubel in Zeigerheim inne hatte, für 50 gute rheinische Gulden. An demselben Tage erlaubte Graf Günter der Jüngere zu Schwarzburg, Herr zu Arnstadt und Sondershausen, den oben genannten Wvmpachs, 3 Schock 7 Neugroschen Zinses und 1 Michaelishuhn, das von ihm zu Lehen rührte, dem Abte und Prior zu Paulinzelle, für 15 rheinische Gulden zu verkaufen.

Als Volrat von Watzdorf den mittleren Siedelhof in Schwarza von Sabastian Kessel 1533 erworben hatte, besaß er 1534 auch Grundbesitz in der Zeigerheimer Flur.

1820 – 1896

Im Jahre 1820 wurde Christian Friedrich Theodor Kupfer Diakonus in Blankenburg und Pfarrer von Zeigerheim. Am 18. Februar nach erfolgter Probepredigt zog er ein. Am 3. Januar 1825 kam Johann Heinrich Keller nach Zeigerheim. Vorher war er 11/2 Jahre Collaborator in Rudolstadt gewesen. Er war nur ganz kurze Zeit hier tätig, denn 1825-31 war Georg Wilhelm Ortloff Pfarrer.

Am 28. Juni 1829 litt die Gemeinde unter einem großen Hagelschaden. Der Schulze Johann Nikol Weiße ging mit den Vorstehern Heinrich Nikol Müller und Johann Heinrich Bieber nach Rudolstadt und meldete, daß die Felder zerrissen, die Wege zerstört seien. Die Ränder wären herabgeschwemmt. Der Schremschengrund erschiene ganz verwüstet. Die Hälfte des Wiesenwachses wäre unbrauchbar geworden. Korn und Gerste hätten großen Schaden gelitten. Die Erschienenen baten um Erlaß der diesjährigen Abgaben, weil es schon das dritte Jahr wäre, daß sie schwer heimgesucht worden wären. Die Abgaben wurden vom Fürstlichen Rentamte auf 188 Taler 18 Groschen 3 Pfennige angegeben. Man schätzte die Einbuße der Zeigerheimer auf 21 Fuder Heu = 42 Taler und auf 28 Schock Korn = 158 Taler 16 Groschen. Die Gesamtsumme betrug also 200 Taler 16 Groschen.

Der Arntsvorsteher Key zu Blankenburg überzeugte sich auf Veranlassung der Regierung persönlich am 30. Juni von dem Hagelschaden. Er fand alles, wie es die Abgesandten von Zeigerheim berichtet hatten. Das Korn unter und hinter dem Kalkhügel, in der Röschitz und im Schaalaergrunde sei zum Teil bis zur Hälfte, zum Teil bis zu einem Drittel zerstört. Weizen und Gerste dagegen seien nicht so sehr beschädigt. Am 8. Juli schlug er vor, der Gemeinde eine Unterstützung zu bewilligen.

Auf Pfarrer Ortloff folgte am 1. Mai 1831 Gustav Karl Gottlob Birkner, auf ihn Johann Nikolaus Bähring. Als Schuldiener kam 1826 Johann Friedrich Elias Löchner, 1830 Lehrer Carl Christian Säuberlich. Am 5. April 1836 bat der Schulze Johann Nikol Weiße um Entlassung aus dem Amte, weil er zu alt sei. Es wurde Johann Nikol Bloß zum Schulzen gewählt und verpflichtet. Er erhielt im Jahre 1841 das Recht, Testamente aufzunehmens.

Unter Pfarrer Bähring wurde der baufällige Kirchturm im Jahre 1840 neu hergestellt. Ungefähr in der Höhe eines Stockwerkes wurde er abgetragen. Die gerade Spitze des Turmes, aus hellselben Steinen, welche von der Mauer aus steil emporlief, wurde entfernt und der Neubau dort gewölbt, wo vorher die Mauer gewesen war. Die Höhe des Turmes blieb dieselbe. Das Holzgerüst wurde mit dunkelblauem Schiefer gedeckt. Der Bau begann im Frühjahr und wurde bis November beendet. Der Turmknopf wurde mit einer neuen Wetterfahne geschmückt. Sie wurde beim Schultheißen Bloß mit Musik abgeholt. Vor der Kirche wurde sie aufgestellt, und der Pfarrer hielt eine Rede. Darauf hielt der Zimmermeister eine Ansprache. Nun wurde die Wetterfahne auf den Turm gezogen. Der Schieferdecker befestigte sie, während die Gemeinde „Nun danket alle Gott“ sang. Abends war die Gemeinde fröhlich beisammen mit den Handwerksmeistern, Maurer Krämer aus Blankenburg, Zimmermann Zeuner aus Braunsdorf und Schmiedemeister Kästner aus Blankenburg. Die Gemeindeglieder hatten Fuhren und Handlangerdienste umsonst geleistet. Die Neuerung kostete 352 Taler 23 Groschen 4 Pfennige.

Der bisherige schöne Turmhahn, der sich noch recht brauchbar erwies, kam in das Haus des Schulzen. Dort vertrauerte er einige Jahre an ungeeigneter Stelle, kam aber im Jahre 1863 auf das neue schöne Haus des Schultheißen, das an der Straße liegt.

Auch die Orgel bedurfte wieder einmal einer Ausbesserung. Da die Gemeinde aber schon sehr angestrengt worden war, entschloß sich das Konsistorium, dem Fürsten eine Bitte um Unterstützung vorzulegen. So erhielt die Kameralkasse die Anweisung, 35 Gulden der Gemeinde zu zahlen.

Der oben erwähnte Lehrer Karl Christian Säuberlich hatte, wie einst seine Vorgänger, die Aufsicht über das Bierbrauen im Orte. Zwei Mal wurde gebraut, einmal vor der Heuernte, einmal vor der Getreideernte. Jeder Nachbar hatte eine bestimmte Menge Gerste ins Brauhaus zu liefern. Ein Raum unter dem Kühlschiff war mit Platten belegt. Auf ihn wurde die angefeuchtete Gerste zum Ouellen und Keimen gelegt. Dann kam sie in die Malzdarre, ein Gebäude hinter dem Ort nach Schwarza zu. Ein hoher Maischbottig, eine kupferne Braupfanne, war außer dem Kühlschiff im Brauhause. Das Malz wurde zweimal zum Brauen verwindet. Da natürlich während der Aufsicht der Lehrer keine Schule halten konnte, holte sich die Jugend in den verschiedensten Trinkgefäßen von der süßen Würze aus einer kupfernen Kanne, die 12-15 Maß enthielt. Jeder Nachbar bekam sein ihm zugemessenes Bier. Der Trunk war zwar nicht immer ganz hell. Aber er schmeckte gut und löschte den Durst namentlich bei der Ernte.

Auf Pfarrer Bähring kam August Baumgarten 1843-1850. Zwar hatte man schon im Jahre 1838 den Gottesacker mit jungen Fichten umpflanzt und eine reihenweise Beerdigung eingeführt, aber die Gottesackermauer um die Kirche herum war recht hinderlich und teilweise sehr baufällig. Sie war ringförmig und ein Stockwerk hoch, so daß in der Kirche eine ungesunde Feuchtigkeit herrschte. Erst 1846 wurde diese Mauer niedergelegt und mit den Steinen die neue Friedhofsmauer gebaut. Die Kosten dieser Änderung betrugen 21 Gulden 43 Kreuzer, abgesehen von der Beköstigung der Arbeiter. Die dritte Seite des Friedhofes nach Norden zu war also frei. Noch nicht einmal ein Holzzaun schloß sie ein. 1851 wurde diese schutzlose Seite mit einer Mauer versehen.

Nach Albert Eichler von 1850-1853 wurde Ostern desselben Jahres Günther August Ludwig Müldener Pfarrer. Er blieb bis 1860. Er lobte 1856 das christliche Leben von Zeigerheim. Die Leute gingen regelmäßig zur Kirche, auch bei den Fastengottesdiensten. Ehelicher Zwist sei außer bei einer Familie nicht vorgekommen, ebenso wenig sonstige Verstöße gegen Zucht und Ehrbarkeit. Öffentlicher Tanz und zwar im Freien käme nur einmal im Jahre vor, Die jungen Burschen kegelten nur im Sommer auf der Straße, im Winter gingen sie in die Spinnstuben. Aber irgend etwas Anstößiges war dem Pfarrer nicht zu Ohren gekommen. Die Heilighaltung des Sonntags sei Ehrensache. Allerdings habe der Ortsvorstand vor 2 Jahren einen Mann bestraft, der während des Fastengottesdienstes seine Pferde eingespannt hätte.

Armenunterstützungen wären nicht nötig mit Ausnahme eines in jeder Beziehung unzurechnungsfähigen Menschen, des früheren Höhlenbewohners Weise. Aber im folgenden Jahre klagte der Pfarrer bitter darüber, daß er drei uneheliche Kinder habe taufen müssen. Während seiner ganzen Amtsführung sei ihm die Taufe eines unehelichen Kindes nicht vorgekommen. Auch habe er die Kirchenbücher über 100 Jahre nachgeschlagen und etwas Derartiges nicht gefunden. Hinsichtlich der Sonntagsheiligung hätten einige junge Männer, die von auswärts nach Zeigerheim heirateten, während der Kirche etwas Futter vom Felde geholt, darüber seien die Alten sehr unwillig geworden. Im folgenden Jahre mußte der Pfarrer berichten, daß 2 Trunkenbolde ein übles Beispiel gäben, daß der Wirt ihm gesagt habe, Bier tränken nur wenige, aber an Branntwein habe er im vergangenen Jahre für etwa 300 Taler verkauft,.

Der Landrat zu Rudolstadt hatte das baufällige einstöckige Brauhaus mit hohem Dach und breiten Lücken nach beiden Seiten aus polizeilichen Gründen entfernen lassen. Es befand sich am Westende des Dorfes vor dem alten Steinbrunnen. Ein anderes Gemeindehaus war nicht vorhanden. Ein Neubau mußte unter allen Umständen vor sich gehen. Die Gemeinde war einverstanden, daß auch ein Raum für Gemeindeversammlungen eingebaut werde. Der größte Teil der Gemeinde wünschte noch einen Tanzsaal, wie ihn andere Dörfer auch hätten. Ein Gemeindebeschluß stimmte zur Unzufriedenheit der kleineren, dem Schulzen feindlichen Partei für den Bau auch eines Tanzsaales, während man bisher, und zwar nur einmal im Jahre, und auch dann nur bei gutem Wetter, unter einer Linde getanzt hatte. Ein Bauplan wurde entworfen, der für alles Gewünschte sorgte und die Kräfte der Gemeinde nicht überstieg.

Nun aber behauptete die unzufriedene Partei, daß nicht richtig abgestimmt worden sei. Sie beschwerte sich beim Landrate. Die Untersuchung ergab, daß die Klagen in jeder Hinsicht unbegründet und gehässig waren. Der Landrat ermahnte die Unzufriedenen zur Ruhe, damit nicht noch mehr übele Gesinnung aus dem Bau des Gemeindehauses erwachse. Die ziemlich teuren Kosten wurden dadurch gemildert, daß Holz aus der Gemeindewaldung geschlagen wurde. Die Kalkbrennerei lieferte den zum Bau nötigen Kalk. Nikol Wirth brachte im Mai für 53 Gulden 20 Kreuzer und im Juni 1857 für 76 Gulden 50 Kreuzer Kalk herbei.

Damals erlaubte die Regierung das Brauen eines Haustrunkes. Zwei oder drei Familien verschafften sich das dazu Nötige. Im Waschkessel wurde gebraut. Das Bier war obergärig und glich dem gekauften Einfachbier. Eine Reihe von Jahren wurde dieser Gebrauch geübt, bis das leicht zu kaufende Schankbier mehr in Aufnahme kam. Die zum Brauen nötigen Geräte verfielen.

Die Kirche wurde im Inneren 1860 wieder hergestellt4. Die durch Nässe zerstörten Bilder an der gewölbten Decke wurden ganz überstrichen. Man kann nicht sagen, daß die Kirche dadurch an Schönheit verloren hätte. Denn die alten Bilder würden heute bei vielen wohl eher ein Lächeln hervorrufen, anstatt die feierliche Stimmung der Besucher zu heben. Damals wurde auch die Inschrift an der unteren südlichen Empore erneuert: „Diese acht haben Gott zu Ehren diese hohe Kirche vor ihre eigenen Kosten bauen und mahlen lassen: Heinrich Müller, Johann Michael Truppel, Nikol Mackeldey, Lorenz Mackeldey, Johann N. Weydemann, Johann Heinrich Müller, Johann N. Hager, Johann H. Weyße.“

Am 2. Weihnachtsfeiertage 1860 wurde Hermann Mohr aus Oberweißbach Pfarrer. Als er Michaelis 1871 aus Blankenburg nach Schwarza versetzt wurde, blieb er auf Wunsch der Gemeinde zugleich Pfarrer von Zeigerheim, wie einstmals Georg Weber. Er blieb in dieser Stellung bis zum 12. Januar 1890. Im Jahre 1867 wurde die Schule fast gänzlich umgebaut. Der Schultheiß Bieber sollte die Sache in die Hand nehmen. Er schrieb daher an den Baukondukteur Bauermeister in Rudolstadt um die Einreichung eines Planes.

Dieser versprach selbst nach Zeigerheim zu kommen, hielt aber sein Versprechen nicht. Nun wendete sich der Schulze an den Maurermeister Heimecke in Rudolstadt. Der tat aber zunächst auch nichts, so dass der Kirchen- und Schulvorstand mit 3 Mark Strafe durch die Schulinspektion belegt wurde. Neues Schulgerät wurde gekauft und die Orgel wiederhergestellt. Die Anlage einer zweiten Schenke im Dorfe war gesetzlich nicht zu hindern. Eine neue Kirchentreppe wurde damals gebaut. 1874 schaffte man eine neue Turmuhr an. Zur Zeit des Pfarrers Mohr wurde auch der Kirchenzins abgelöst. Es geschah in den Jahren 1878 und 1879. Nach dem Gesetz vom 15. März 1861 sollte der 25fache Betrag des Ablösungskapitais von der Staatskasse übernommen werden, wie dies auch am 30. März 1878 nach Zeigerheim geschrieben wurde. So zahlte der Landwirt Karl Christian Wohlfarth zu Zeigerheim und dessen Stiefsohn, Kantor Höhn in Geiersthal, 10 Mark 86 Pfennig auf 1 Stück Feld am Clauden und 4,03 Mark auf ein Stück Weinberg in der Rehestet. Der Schneidermeister Johann Heinrich Müller in Catharinau 20,86 Marks, der Landwirt Karl Hermann Bieber und Genossen für die Lehens- und Zinsberechnungen 23,80 Marke, Frau Thekla Senf, geborene Zink, zahlte 6 Mark. Am 12. Oktober 1889 hatten die Geschwister Eduard und Amalie Schenk noch 16,60 Mark zu zahlen.

1884 untersuchte der Orgelbauer Lösche die schadhafte Orgel. Er meinte, daß ungefähr 1200 Mark nötig seien, um das Werk wieder brauchbar zu machen. Die Gemeinde verschaffte sich drei Pläne über eine neue Orgel, beschloß aber, die Sache zu vertagen, bis Geld genug vorhanden sei. Der Hofmusikus Bloß gab 1887 sein Urteil dahin ab, daß die alte Orgel einer Wiederherstellung nicht fähig sei. Man hatte aber bis 1882 Geld nur in Höhe von 428,32 Mark gesammelt.

Nach dem Schultheißen Karl Bieber (1862-1874) war Franz Bernhard Mackeldey Schulze. Mit Karl Müller, der seit 1866 Schullehrersubstitut, seit 1875 Lehrer war, lebte er in langjähriger Feindschaft. Müller war zwar ein guter Lehrer, aber ein schlechtes Vorbild für andere, sofern er dem Trunke ergeben war und in solchem Zustande bei der Gemeinde öfter Ärgernis erregte. Als am 24. Januar 1839 Schulrat Wächter die Schule besuchte, erklärte der Schulze, dass es am besten sei, wenn der Lehrer versetzt würde. Als Müller erkrankte, vertrat ihn der Seminaranwärter A. Schwarz. Müller wurde wieder gesund, aber man versetzte ihn doch nicht, obgleich der kleinere, aber beste Teil der Gemeinde sich um den Schulzen scharte und vom Lehrer nichts wissen wollte. Müller erhielt trotz aller Anfeindungen den Titel Kantor. Nun nahm der Schulze seine Tochter aus der Schule heraus und hielt für sie und seine sonstigen Kinder einen Hauslehrer, es war der Seminarist Rose, später der Schulaspirant Preilipper. Dieser Umstand veranlaßte neue Untersuchung der Schule. Aber der Schulrat fand am 23. Januar 1880 alles in Ordnung, obgleich Schultheiß Mackeldev auch eine Witwe überredet hatte, ihre 2 Kinder aus der Schule herauszunehmen und mit von dem Hauslehrer unterrichten zu lassen.

Als jedoch der Sohn des Lehrers krank wurde, stellte Mackeldev dem Kantor einen Wagen zur Verfügung, um den Arzt holen zu lassen. Daraufhin wurde das Verhältnis zwischen beiden besser. Der Schultheiß erklärte, keinen Hauslehrer mehr nehmen zu wollen. Er ließ auch den Weg zur Kirche, der bei Regenwetter wegen des Schmutzes kaum zu begehen war, pflastern‘. 1886 legte er sein Amt als Schultheiß nieder. Er starb am 14. Januar 1887, Sein Nachfolger wurde Theodor Wirth (1886-1899). Er war Vertrauensmann in der Rudolstädter. land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Müller blieb bis zum 1. Oktober 1894 als Kantor im Amte. Dann aber wurde er wegen Unmäßigkeit im Genuß geistiger Getränke in den Ruhestand versetzt. Der Schulaspirant Karl Oertel vertrat ihn seit dem 28. August. Am 1. Oktober kam Lehrer Karl Hetzer aus Schwarzburg an seine Stelle. Er wurde auch Kassierer der Gemeinde-Krankenversicherungen im Landratsamtsbezirke Rudolstadt.

Das Pfarrgütlein hatten die Lehrer seit Meisselbach regelmäßig inne. Es war ihnen sogar in ihre Gehaltsanweisung geschrieben. Dem Lehrer Hetzer wurde dieser Satz aus der Designation gestrichen. Er erhielt das Gut auf 6 Jahre zur jährlichen Pacht von 30,18 Mark. Ein Teil des Gütchens wurde mit Bäumen bepflanzt, ein Teil blieb Ackerlands.

Der Dorfbrunnen stand wegen des darüber liegenden Friedhofes im Verdachte, ungesundes Wasser zu liefern. Die beiden Apotheken in Rudolstadt erklärten das Wasser zur Freude der Gemeinde für unschädlich. Aber Medizinalrat Dr. Clemens fand bei mikroskopischer Untersuchung schädliche Organismen. Später wurden die Holzrohre am laufenden Brunnen entfernt und durch Eisenrohre ersetzt. Als 1890 eine Postagentur in Schwarza eingerichtet wurde, war Eduard Kirchner zugleich Landbriefträger nach Zeigerheim. Später kam Zeigerheim zum Postbezirk Rudolstadts. Nach Pfarrer Mohr verwaltete Hilfsprediger Paul Schilling vom 1. Februar bis 1, Mai 1890 die Pfarrstelle und vom 1. Mai 1890 bis 15. April 1891 der Pfarrvikar Rudolf Rösch. Hierauf kam als neuer Pfarrer Eduard Kühne, der die Kirche zu Goldisthal gebaut hatte. Er starb aber schon 1893 an Magenkrebs. Er hatte seinen Sitz im Pfarrhause zu Schwarze. Es war mit Zeigerheim verhandelt worden, ob es wieder nach Blankenburg kommen oder bei Schwarza bleiben wollte. Die Gemeinde betonte am 20. Mal 1893 ihre alten Rechte in Blankenburg, widersetzte sich aber der weiteren Verbindung mit Schwarza nicht.

Im Herbst 1893 wurde die kirchliche Verbindung mit Schwarza gelöst und die Pfarrstelle mit dem Diakonat in Blankenburg wieder verbunden. Das Diakonatgebäude war ja in Blankenburg zum Teil mit Geld aus der alten Zeigerheimer Pfarrei gebaut worden. Man wünschte daher einen Vergleich über die Besitzverhältnisse in Blankenburg. Vom 1. Oktober 1893 war Hermann Anemüller als Pfarrvikar dort tätig. Er wurde am 15. August 1894 Diakonus und blieb bis zum 1. April 1911.

Am 1. April 1895, dem 80. Geburtstage des Altreichskanzlers, wurde eine Bismarcklinde gepflanzt. Die Ortswege mußten ausgebessert werden. Die Gemeinde beschloß, dies selbst zu tun. 6 Steinhämmer wurden hierzu angeschafft. Wer 1/2Stunde zu spät kam, mußte 50 Pfennig Strafe bezahlen. Auch der Weg in der Schremsche wurde erneuert.

Die Kirche sollte zum 500jährigen Kirchenjubiläum im Jahre 1896 würdig hergestellt werden. Der Gustav Adolf-Verein bewilligte für die Orgel 300 Mark. und später für die Bemalung der Kirche noch 30 Mark. Es wurde ein Vertrag mit dem Orgelbauer Eifert In Stadtilm geschlossen. Die Gemeinde versprach 600 Mark. aus ihrer Kasse für die Kirche. Beim Neubau mußte die Empore fester gestützt werden. Eine Treppe verlegte man. Die Schranke am Chor wurde umgeformt. Das Fürstliche Ministerium gab 300 Mark für Ausmalung der Kirche. Maler Herger in Remda übernahm die Arbeit. Die alten Kirchenbilder wurden auf blauem Untergrund gleichmäßig abgetönt. Die Kanzel wurde neu vergoldet. Der romanische Taufstein war bisher mit einem Holzdeckel verschlossen und mit einer unschönen Decke behangen. Jetzt wurde er mit einer Steinplatte verschlossen und mit einem Leinenbehang geschmückt. Dazu schenkte man 25 Mark, während das Land auf Veranlassung des Pfarrers noch 50 Mark beitrug.

Eine neue Altar- und Kanzelbekleidung wurde erworben an Stelle einer verschossenen, die im Jahre 1852 von einem Gemeindemitglied geschenkt worden war. Ein Altarteppich wurde gekauft, für den die Frauen und Jungfrauen etwa 80 Mark schenkten. Musikdirektor Wachsmuth aus Rudolstadt prüfte die neue Orgel, und am 19. Juli hielt der damalige Generalsuperintendent Dr. Trautvetter eine Ansprache vom Altare aus, während Pfarrer Anemüller über Psalm 100 predigte.

1897 – 1932

Im Jahre 1897 ging ein Hagelwetter nieder, verwüstete einen Teil der Flur und brachte manchem Besitzer harten Schaden.

Von alters her war die Kirchweih 8 Tage vor Johanns, dem 24. Juni, gefeiert worden. Da der Kuckuck um diese Zeit zu schreien aufhörte, raunte man sich scherzhafter Weise zu, der „Kaukau“ sei fort gegangen, um den Bewohnern das Fleisch für den Festbraten zu liefern.

Der Tanzplan war hinter dem Brauhause und der dortigen Hofseite nach Süden zu im Freien gewesen. Neben ihm nach Westen stand ein starker Maulbeerbaum wohl aus der Zeit, da man Seidenraupenzucht auch im Schwarzburgischen versuchte. Die Äste dieses Baumes hatten sich weithin ausgebreitet. Die süßen Früchte desselben wurden von der Jugend gern gesammelt und gegessen. Aber das hinaufsteigen war verboten, weil einmal ein Junge heruntergefallen war und einen Arm gebrochen hatte. Im Jahre 1858 wurde der Baum ein Opfer des neuen Tanzsaales.

Der älteste Bursche des Dorfes, dem die Aufsicht über das ledige Volk zukam, rief vor der Kirmes die Jugend zusammen und bestimmte, wie viel für Tanzmusik und Schmücken des Platzes sowie für Bier zu zahlen wäre. Aus Gießkannen wurde das sogenannte „Zechenbier“ unentgeltlich den Tanzenden geschenkt. Es wurden 8-10 Eimer von den umliegenden Brauereien bestellt. Hätte ein Braumeister schlechtes Bier geliefert, würde er keinen Auftrag wieder bekommen haben. Wer sonst noch am Tanze sich beteiligen wollte, musste ein Eintrittsgeld zahlen.

Später wurde man unsicher, wann die Kirchweih zu feiern sei. Nach Verfügung des Ministeriums vom 11. Juni 1898 sollte das Fest am 2. Sonntage vor Johanni gefeiert werden, wenn dieser Sonntag weder das Pfingstfest noch das Trinitatisfest sei. Die Gemeinde hatte nämlich 1897 das Trinitatisfest zugleich als Kirchweihfest gewünscht. Die Folge war, dass am Sonntage nach Trinitatis vor fast leeren Bänken gepredigt wurde. Im Jahre darauf wollte man das Kirchweihfest am 2. oder 3. Pfingstfeiertage halten. Aber der Pfarrer ging nicht darauf ein, sondern ließ das Fest, der Verfügung des Ministeriums entsprechend, am 2. Sonntage vor dem Johannisfest feiern. Das restliche Geld für die Orgel wurde bezahlt.

Im Jahre 1898 wurde das Schulhaus einer Erneuerung unterzogen. Das Dach war schadhaft und wurde durchgreifend erneuert. In der Schlafstube des Lehrers wurde ein Fenster auf der Nordseite gebrochen, damit frische Luft eindringen konnte. Der Ofen in der Wohnstube wurde umgesetzt, eine neue Ofenpfanne angeschafft, und die Wände wurden tapeziert bezw. gestrichen. Ein Schrank für Lehrmittel wurde gekauft und mehrere physikalische Apparate angeschafft. Am 22. April 1899 beschloss man, einen Flurzug vorzunehmen, wie er in alter Zeit immer gefeiert worden war. Die Musikenten sollten von Dittersdorf für 28 Mark genommen werden. Jeder Musiker sollte freie Station erhalten. Um 8 Uhr begann der Zug im Schütztale nach Schaala zu.

Am 4. August schlug der Blitz in die gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Louis Möller. Sie geriet in Brand und wurde eingeäschert. Zwei Menschen waren zu ihrem Glück eben erst aus der Scheune herausgesprungen. Am 11. Dezember 1899 starb der Schulze Theodor Wirth unerwartet.

Der neue Schulze, Adolf Möller, war seit dem 22. Juni 1898 stellvertretender Schulze gewesene. Jetzt wurde A. Könitzer Stellvertreter, der um 1894 Rechnungsführer gewesen war. Im Jahre 1900 erschoß sich ein Mann von 64 Jahren in einer benachbarten Waldung. Der Grund für die Tat blieb unklar. Der bloß umgesetzte Ofen in der Wohnstube des Lehrers genügte nicht. Zu Weihnachten 1899 sah der Raum wie eine Räucherkammer aus. Jetzt wurde ein neuer Ofen gesetzt und alles wieder hergestellt. Auch das Dach, das sich nach einer Seite gesenkt hatte, wurde in Ordnung gebracht. Der Handarbeitsunterricht wurde Frau Gräf aus Schwarza überlassen. Da sie sich aber Ende 1900 wieder verheiratete, trat Frau Kantor Haun aus Schaala für sie ein. Im August 1901 wurde Lehrer Hetzer mit dem Amtstitel Kantor ausgezeichnet.

Am 7. August 1902 war die Wasserleitung endlich fertig. Eine in der Rehschütz entspringende Quelle, die Wilhelm Pfeifer gehörte und deren Wasser Professor Gärtner in Jena für gut und ausreichend erklärt hatte, war gefasst worden. Paul Gockenbach aus Arnstadt hatte die Leitung hergestellt, nach dem böse Streitigkeiten im Orte hauptsächlich durch Landrat von Baumbach aus Rudolstadt geschlichtet worden waren. Die Leitung kostete 10700 Mark. Der Ort für die Sammlung des Wassers war dem Besitzer Ferdinand Bloß für 70 Mark abgekauft worden. Die Entschädigung für die Quellenbesitzer betrug ungefähr 200 Mark.

Friedrich Kirsten, der 25 Jahre lang Mitglied des Kirchen- und Schulvorstandes gewesen war, wurde 1907 zum Ehrenmitglied ernannte. Sein Sohn, Amtmann Berthold Kirsten, war 1896-1918 für den Wahlkreis Blankenburg Abgeordneter im Landtage. Ortsbrandmeister war Albert Bieber, Fleisch­ und Trichinenbeschauer Berthold Kirsten.

1909 wurde der Kirchendezen auf Veranlassung einiger Bewohner mit 2425 Mark abgelöst. Eine Kirchenvisitation fand durch Generalsuperintendent Dr. Braune statt. Pfarrer Anemüllers Nachfolger wurde 1911 Dr. phil. Franz Hacker, er blieb von 1911 bis 1931. Im Jahre 1912 lief die Amtszeit des Schulzen Adolf Möller ab. Den Vorschriften entsprechend, war bei ihm 10 Tage lang die Liste der Ortsnachbarn ausgelegt und die Wahl eines neuen Schulzen bekannt gegeben. Am 14. Februar 1912 wurde Hermann Breternitz gewählt.

Briefbestellung geschah von Rudolstadt aus in den Wochentagen um 61/2 Uhr vormittags und um 2 Uhr nachmittags, an Sonntagen nur um 61/2 Uhr vormittags. Ein Briefkasten war natürlich auch in Zeigerheim angebracht. Briefmarken-Verkaufsstelle war bei Ad. Möller. Es kam noch ein Fernsprechamt später hinzu. In demselben Jahre wurde das Gustav Adolf-Fest des Hauptvereins Schwarzburg­Rudolstadt in Zeigerheim gefeiert. Pfarrer Oergel aus Rudolstadt hielt die Predigt. Generalsuperintendent Dr. Braune und Pfarrer Krüger aus Heinsberg hielten Ansprachen. Für den Verein wurden 20,80 Mark gesammelt. Für den Bau einer evangelischen Kirche in Rom bestimmte man 13,05 Mark.

Das Spritzenhaus mit dem dazu gehörigen Tanzsaal wurde zum heutigen „Rathaus“ umgebaut; dafür verzichtete man auf alle sonstige Schankkonzession im Orte. Der Brauereibesitzer Hilmar Bähring in Unterwirbach verbrauchte ungefähr 12000 Mark beim Bauen. Dafür hatte er das Haus und die Wirtschaft auf 15 Jahre unentgeltlich. Das Spritzenhaus wurde in die sogenannte Malzdarre vor dem Dorfe verlegt. Der Umbau kostete etwa 565 Mark. Von 1928 an hatte die Gemeinde die Vorteile des Rathauses.

Elektrisches Licht erhielt der Ort 1912. Im Jahre 1913 hatte die Gemeinde bei den Herbstmanövern Einquartierung. Am 1. September lag ein Teil des hessischen Feldartillerie-Regiments Nr. 43 aus Fulda hier. Es waren 3 Offiziere, 51 Mann und 34 Pferde. Am 11. September übernachteten vom hessischen Infanterie-Regiment Nr. 82 zwei Offiziere, 108 Mann und 1 Pferd im Orte, am 13. September eine Maschinengewehrabteilung vom Infanterle­Regiment Nr. 83, 3 Offiziere, 74 Mann und 29 Pferde.

1914 wurde das Karl Breternitzsche Gut ohne Gebäude und Garten wegen Erbschaft verkauft. Dieser Besitz wird heute noch gelegentlich als Rudloffsches Gut bezeichnet. Es gelang indessen nicht, In den Erbbüchern und Lagerbüchern einen „Rudloff“ nachzuweisen. Die Gemeinde kaufte 2 Grundstücke von dem Anwesens.

Der Schuldezem und die Brot- und Kuchenlieferungen an den Lehrer wurden erst 1915 abgelöst. Damals erhielt die Kirche elektrische Beleuchtung‘. Karl Breternitz nämlich schenkte bei Gelegenheit seiner silbernen Hochzeit hierzu 100 Mark. Zu Beginn des Schuljahres erkrankte ziemlich die Hälfte der Schulkinder an Spitzblattern.

Unter dem Weltkrieg litt auch Zeigerheim. 13 Männer mußten gleich bei Ausbruch desselben den Fahnen folgen, allmählich wurden es 33. An ihrer Stelle arbeiteten einige Kriegsgefangene, namentlich Franzosen, auf dem Felde. Sechs Zeigerheimer starben den Heldentod und erhielten eine Gedächtnistafel in der Kirche. Hermann Barth starb am 14.7.1915 bei Prasnysz in Polen, Alfred Pfeifer am 22.7.1915 am Hartmannsweiler Kopf, Paul Ludwig am 26.6.1916 an Lungenentzündung in einem Feldlazarett, Ernst Conradi als Unteroffizier am 29.5.1917 bei Arras in Frankreich, Alfred Heerwagen am 21.3.1918 und Max Müller am 21.1.1918 an den Folgen des Krieges.

Oskar Heerwagen war Gefangener bei den Japanern und kehrte erst 1920 zurück. Mehrere erhielten das Eiserne Kreuz und sonstige Auszeichnungen, unter ihnen Hugo Heerwagen, der 1916 Feldwebel wurde und am 13.11.1916 an der Somme schwere Wunden davontrug. Der linke Arm wurde ihm weggerissen, der rechte Oberschenkel schwer verletzt. Ein Granatsplitter steckte in seinem linken Bein.

Auch der Pfarrer wurde eingezogen. Am 14. Juni 1913 wurden die zwei kleineren Glocken für den Krieg zerschlagen. Die kleinste war erst 1803 von Meyer in Rudolstadt gegossen worden. Die große Glocke von 1429 rettete Schulrat Dr. Rein In Rudolstadt, indem er auf das hohe Alter und den kunstgeschichtlichen Wert der Glocke hinwies. Später holte man auch den größten Teil der metallenen Orgelpfeifen‘.

Im Jahre 1913 schlug der Blitz in die Scheune von Oskar Buchmann. Sie wurde zerstörte.

Im Jahre 1918 mußte der Unterricht wegen Grippe fast sämtlicher Schulkinder längere Zeit ausgesetzt werden. 1924 wurde als neuer Schulze Oskar Möller gewählt, dessen Amtszeit 1931 erneuert wurde. Lehrer Hetzer, der am 13.2.1915 das Schwarzburgische Ehrenkreuz IV. Klasse erhalten hatte und am 1. 4.1922 Oberlehrer geworden war, wurde am 31.3.1927 zunächst beurlaubt und darauf pensioniert. Vom 1.4. bis zum 29.7 verwaltete Schulamtskandidat Lehmann die Stelle. Dann kam Hans Zapfe, geb. in Rudolstadt, als Lehrer nach Zeigerheim, indem er mit dem oben genannten Lehmann sein Schulamt in Schmalenbuche tauschte.

1931 wurde Zeigerheim von Blankenburg in kirchlicher Hinsicht gelöst und mit Schwarza verbunden, als Pfarrer Abicht daselbst eingeführt wurde. Dies war insofern vorteilhaft, als auch das Standesamt in Schwarza war.

Die Gemeinde beschäftigte sich seit dem Niedergang der Weinanlagen eifrig mit Obstbau. Schon 1900 hatten die 30 Wirtschaften mit 168 Bewohnern 588 Apfelbäume, 411 Birnbäume, 2884 Bäume mit Zwetschen, 489 mit Kirschen und 138 mit Nüssen. Die schönen Gärten rings um den Ort zeigten 1931 besonders reiches und schönes Obst. Bei der „Deutschen Ernte“, einer Ausstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu Blankenburg im Herbst, erhielten Oskar Bloß, Edwin Bloß, Paul Henkel, Hugo Pfeifer und Hans Zapfe erfreuliche Auszeichnungen.

Ein schlimmes Unglück traf die Gemeinde, als am 14. November 1931 einer ihrer tüchtigsten Landwirte auf einer Jagd bei Schwarzenshof versehentlich angeschossen wurde und bald darauf starb. Es war der erst 35 Jahre alte Kurt Breternitz.

1897 – 1932

Im Jahre 1897 ging ein Hagelwetter nieder, verwüstete einen Teil der Flur und brachte manchem Besitzer harten Schaden.

Von alters her war die Kirchweih 8 Tage vor Johanns, dem 24. Juni, gefeiert worden. Da der Kuckuck um diese Zeit zu schreien aufhörte, raunte man sich scherzhafter Weise zu, der „Kaukau“ sei fort gegangen, um den Bewohnern das Fleisch für den Festbraten zu liefern.

Der Tanzplan war hinter dem Brauhause und der dortigen Hofseite nach Süden zu im Freien gewesen. Neben ihm nach Westen stand ein starker Maulbeerbaum wohl aus der Zeit, da man Seidenraupenzucht auch im Schwarzburgischen versuchte. Die Äste dieses Baumes hatten sich weithin ausgebreitet. Die süßen Früchte desselben wurden von der Jugend gern gesammelt und gegessen. Aber das hinaufsteigen war verboten, weil einmal ein Junge heruntergefallen war und einen Arm gebrochen hatte. Im Jahre 1858 wurde der Baum ein Opfer des neuen Tanzsaales.

Der älteste Bursche des Dorfes, dem die Aufsicht über das ledige Volk zukam, rief vor der Kirmes die Jugend zusammen und bestimmte, wie viel für Tanzmusik und Schmücken des Platzes sowie für Bier zu zahlen wäre. Aus Gießkannen wurde das sogenannte „Zechenbier“ unentgeltlich den Tanzenden geschenkt. Es wurden 8-10 Eimer von den umliegenden Brauereien bestellt. Hätte ein Braumeister schlechtes Bier geliefert, würde er keinen Auftrag wieder bekommen haben. Wer sonst noch am Tanze sich beteiligen wollte, musste ein Eintrittsgeld zahlen.

Später wurde man unsicher, wann die Kirchweih zu feiern sei. Nach Verfügung des Ministeriums vom 11. Juni 1898 sollte das Fest am 2. Sonntage vor Johanni gefeiert werden, wenn dieser Sonntag weder das Pfingstfest noch das Trinitatisfest sei. Die Gemeinde hatte nämlich 1897 das Trinitatisfest zugleich als Kirchweihfest gewünscht. Die Folge war, dass am Sonntage nach Trinitatis vor fast leeren Bänken gepredigt wurde. Im Jahre darauf wollte man das Kirchweihfest am 2. oder 3. Pfingstfeiertage halten. Aber der Pfarrer ging nicht darauf ein, sondern ließ das Fest, der Verfügung des Ministeriums entsprechend, am 2. Sonntage vor dem Johannisfest feiern. Das restliche Geld für die Orgel wurde bezahlt.

Im Jahre 1898 wurde das Schulhaus einer Erneuerung unterzogen. Das Dach war schadhaft und wurde durchgreifend erneuert. In der Schlafstube des Lehrers wurde ein Fenster auf der Nordseite gebrochen, damit frische Luft eindringen konnte. Der Ofen in der Wohnstube wurde umgesetzt, eine neue Ofenpfanne angeschafft, und die Wände wurden tapeziert bezw. gestrichen. Ein Schrank für Lehrmittel wurde gekauft und mehrere physikalische Apparate angeschafft. Am 22. April 1899 beschloss man, einen Flurzug vorzunehmen, wie er in alter Zeit immer gefeiert worden war. Die Musikenten sollten von Dittersdorf für 28 Mark genommen werden. Jeder Musiker sollte freie Station erhalten. Um 8 Uhr begann der Zug im Schütztale nach Schaala zu.

Am 4. August schlug der Blitz in die gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Louis Möller. Sie geriet in Brand und wurde eingeäschert. Zwei Menschen waren zu ihrem Glück eben erst aus der Scheune herausgesprungen. Am 11. Dezember 1899 starb der Schulze Theodor Wirth unerwartet.

Der neue Schulze, Adolf Möller, war seit dem 22. Juni 1898 stellvertretender Schulze gewesene. Jetzt wurde A. Könitzer Stellvertreter, der um 1894 Rechnungsführer gewesen war. Im Jahre 1900 erschoß sich ein Mann von 64 Jahren in einer benachbarten Waldung. Der Grund für die Tat blieb unklar. Der bloß umgesetzte Ofen in der Wohnstube des Lehrers genügte nicht. Zu Weihnachten 1899 sah der Raum wie eine Räucherkammer aus. Jetzt wurde ein neuer Ofen gesetzt und alles wieder hergestellt. Auch das Dach, das sich nach einer Seite gesenkt hatte, wurde in Ordnung gebracht. Der Handarbeitsunterricht wurde Frau Gräf aus Schwarza überlassen. Da sie sich aber Ende 1900 wieder verheiratete, trat Frau Kantor Haun aus Schaala für sie ein. Im August 1901 wurde Lehrer Hetzer mit dem Amtstitel Kantor ausgezeichnet.

Am 7. August 1902 war die Wasserleitung endlich fertig. Eine in der Rehschütz entspringende Quelle, die Wilhelm Pfeifer gehörte und deren Wasser Professor Gärtner in Jena für gut und ausreichend erklärt hatte, war gefasst worden. Paul Gockenbach aus Arnstadt hatte die Leitung hergestellt, nach dem böse Streitigkeiten im Orte hauptsächlich durch Landrat von Baumbach aus Rudolstadt geschlichtet worden waren. Die Leitung kostete 10700 Mark. Der Ort für die Sammlung des Wassers war dem Besitzer Ferdinand Bloß für 70 Mark abgekauft worden. Die Entschädigung für die Quellenbesitzer betrug ungefähr 200 Mark.

Friedrich Kirsten, der 25 Jahre lang Mitglied des Kirchen- und Schulvorstandes gewesen war, wurde 1907 zum Ehrenmitglied ernannte. Sein Sohn, Amtmann Berthold Kirsten, war 1896-1918 für den Wahlkreis Blankenburg Abgeordneter im Landtage. Ortsbrandmeister war Albert Bieber, Fleisch­ und Trichinenbeschauer Berthold Kirsten.

1909 wurde der Kirchendezen auf Veranlassung einiger Bewohner mit 2425 Mark abgelöst. Eine Kirchenvisitation fand durch Generalsuperintendent Dr. Braune statt. Pfarrer Anemüllers Nachfolger wurde 1911 Dr. phil. Franz Hacker, er blieb von 1911 bis 1931. Im Jahre 1912 lief die Amtszeit des Schulzen Adolf Möller ab. Den Vorschriften entsprechend, war bei ihm 10 Tage lang die Liste der Ortsnachbarn ausgelegt und die Wahl eines neuen Schulzen bekannt gegeben. Am 14. Februar 1912 wurde Hermann Breternitz gewählt.

Briefbestellung geschah von Rudolstadt aus in den Wochentagen um 61/2 Uhr vormittags und um 2 Uhr nachmittags, an Sonntagen nur um 61/2 Uhr vormittags. Ein Briefkasten war natürlich auch in Zeigerheim angebracht. Briefmarken-Verkaufsstelle war bei Ad. Möller. Es kam noch ein Fernsprechamt später hinzu. In demselben Jahre wurde das Gustav Adolf-Fest des Hauptvereins Schwarzburg­Rudolstadt in Zeigerheim gefeiert. Pfarrer Oergel aus Rudolstadt hielt die Predigt. Generalsuperintendent Dr. Braune und Pfarrer Krüger aus Heinsberg hielten Ansprachen. Für den Verein wurden 20,80 Mark gesammelt. Für den Bau einer evangelischen Kirche in Rom bestimmte man 13,05 Mark.

Das Spritzenhaus mit dem dazu gehörigen Tanzsaal wurde zum heutigen „Rathaus“ umgebaut; dafür verzichtete man auf alle sonstige Schankkonzession im Orte. Der Brauereibesitzer Hilmar Bähring in Unterwirbach verbrauchte ungefähr 12000 Mark beim Bauen. Dafür hatte er das Haus und die Wirtschaft auf 15 Jahre unentgeltlich. Das Spritzenhaus wurde in die sogenannte Malzdarre vor dem Dorfe verlegt. Der Umbau kostete etwa 565 Mark. Von 1928 an hatte die Gemeinde die Vorteile des Rathauses.

Elektrisches Licht erhielt der Ort 1912. Im Jahre 1913 hatte die Gemeinde bei den Herbstmanövern Einquartierung. Am 1. September lag ein Teil des hessischen Feldartillerie-Regiments Nr. 43 aus Fulda hier. Es waren 3 Offiziere, 51 Mann und 34 Pferde. Am 11. September übernachteten vom hessischen Infanterie-Regiment Nr. 82 zwei Offiziere, 108 Mann und 1 Pferd im Orte, am 13. September eine Maschinengewehrabteilung vom Infanterle­Regiment Nr. 83, 3 Offiziere, 74 Mann und 29 Pferde.

1914 wurde das Karl Breternitzsche Gut ohne Gebäude und Garten wegen Erbschaft verkauft. Dieser Besitz wird heute noch gelegentlich als Rudloffsches Gut bezeichnet. Es gelang indessen nicht, In den Erbbüchern und Lagerbüchern einen „Rudloff“ nachzuweisen. Die Gemeinde kaufte 2 Grundstücke von dem Anwesens.

Der Schuldezem und die Brot- und Kuchenlieferungen an den Lehrer wurden erst 1915 abgelöst. Damals erhielt die Kirche elektrische Beleuchtung‘. Karl Breternitz nämlich schenkte bei Gelegenheit seiner silbernen Hochzeit hierzu 100 Mark. Zu Beginn des Schuljahres erkrankte ziemlich die Hälfte der Schulkinder an Spitzblattern.

Unter dem Weltkrieg litt auch Zeigerheim. 13 Männer mußten gleich bei Ausbruch desselben den Fahnen folgen, allmählich wurden es 33. An ihrer Stelle arbeiteten einige Kriegsgefangene, namentlich Franzosen, auf dem Felde. Sechs Zeigerheimer starben den Heldentod und erhielten eine Gedächtnistafel in der Kirche. Hermann Barth starb am 14.7.1915 bei Prasnysz in Polen, Alfred Pfeifer am 22.7.1915 am Hartmannsweiler Kopf, Paul Ludwig am 26.6.1916 an Lungenentzündung in einem Feldlazarett, Ernst Conradi als Unteroffizier am 29.5.1917 bei Arras in Frankreich, Alfred Heerwagen am 21.3.1918 und Max Müller am 21.1.1918 an den Folgen des Krieges.

Oskar Heerwagen war Gefangener bei den Japanern und kehrte erst 1920 zurück. Mehrere erhielten das Eiserne Kreuz und sonstige Auszeichnungen, unter ihnen Hugo Heerwagen, der 1916 Feldwebel wurde und am 13.11.1916 an der Somme schwere Wunden davontrug. Der linke Arm wurde ihm weggerissen, der rechte Oberschenkel schwer verletzt. Ein Granatsplitter steckte in seinem linken Bein.

Auch der Pfarrer wurde eingezogen. Am 14. Juni 1913 wurden die zwei kleineren Glocken für den Krieg zerschlagen. Die kleinste war erst 1803 von Meyer in Rudolstadt gegossen worden. Die große Glocke von 1429 rettete Schulrat Dr. Rein In Rudolstadt, indem er auf das hohe Alter und den kunstgeschichtlichen Wert der Glocke hinwies. Später holte man auch den größten Teil der metallnen Orgelpfeifen‘.

Im Jahre 1913 schlug der Blitz in die Scheune von Oskar Buchmann. Sie wurde zerstörte.

Im Jahre 1918 mußte der Unterricht wegen Grippe fast sämtlicher Schulkinder längere Zeit ausgesetzt werden. 1924 wurde als neuer Schulze Oskar Möller gewählt, dessen Amtszeit 1931 erneuert wurde. Lehrer Hetzer, der am 13.2.1915 das Schwarzburgische Ehrenkreuz IV. Klasse erhalten hatte und am 1. 4.1922 Oberlehrer geworden war, wurde am 31.3.1927 zunächst beurlaubt und darauf pensioniert. Vom 1.4. bis zum 29.7 verwaltete Schulamtskandidat Lehmann die Stelle. Dann kam Hans Zapfe, geb. in Rudolstadt, als Lehrer nach Zeigerheim, indem er mit dem oben genannten Lehmann sein Schulamt in Schmalenbuche tauschte.

1931 wurde Zeigerheim von Blankenburg in kirchlicher Hinsicht gelöst und mit Schwarza verbunden, als Pfarrer Abicht daselbst eingeführt wurde. Dies war insofern vorteilhaft, als auch das Standesamt in Schwarza war.

Die Gemeinde beschäftigte sich seit dem Niedergang der Weinanlagen eifrig mit Obstbau. Schon 1900 hatten die 30 Wirtschaften mit 168 Bewohnern 588 Apfelbäume, 411 Birnbäume, 2884 Bäume mit Zwetschen, 489 mit Kirschen und 138 mit Nüssen. Die schönen Gärten rings um den Ort zeigten 1931 besonders reiches und schönes Obst. Bei der „Deutschen Ernte“, einer Ausstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu Blankenburg im Herbst, erhielten Oskar Bloß, Edwin Bloß, Paul Henkel, Hugo Pfeifer und Hans Zapfe erfreuliche Auszeichnungen.

Ein schlimmes Unglück traf die Gemeinde, als am 14. November 1931 einer ihrer tüchtigsten Landwirte auf einer Jagd bei Schwarzenshof versehentlich angeschossen wurde und bald darauf starb. Es war der erst 35 Jahre alte Kurt Breternitz.

 

*Quelle: Geschichte des Dorfes Zeigerheim, Friedrich Lundgreen, 1932