Dorfkirche Zeigerheim

Die Kirche von Zeigerheim ist ihrer Anlage nach das älteste Gotteshaus in der Oberherrschaft des einstigen Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Immerhin lautet die älteste Nachricht aus den Kirchenbüchern, dass die Kirche im Jahr 1396 fertig gebaut und die früheren Teile vollends wiederhergestellt worden seien.

An den einzelnen Baukörpern lassen sich unterschiedliche Bauepochen ablesen.

Bei der Zeigerheimer Kirche handelt es sich um eine Saalkirche des frühen 13. Jh. mit später eingezogenem Mittelturm und in gleicher Breite fortgeführtem Rechteckchor. Während das Eingangsportal im Barock verändert wurde (bez. 1748), verfügt der Turm im Erdgeschoss über ein romanisches Rundbogenfenster. Die Geschosse darüber entstanden 1428 mit dem spitzbogigen Fenster und den Schlitzfenstern. 1553 erhielt der Turm mit dem Glockengeschoss und den flachbogigen Schallöffnungen seine heutige Höhe mit dem im unteren Bereich geschweiften Helm.

Ein nachträglich eingebrochenes zweibahniges Maßwerkfenster ziert die Südseite des Chor- bzw. Altarraumes. Es handelt sich um einen sog. Dreipass zur Unterteilung der Bogenspitze, wobei die Berührungspunkte der Kreise ein gleichseitiges Dreieck bilden.

1399 erhielt die Kirche eine große Glocke, die wahrscheinlich in einem separaten Fachwerkbau hing. Wegen eines Sprunges musste die Glocke 1429 umgegossen werden.

Mit dem Erreichen der endgültigen Höhe des Turmes dürfte die Glocke ihren heutigen Platz gefunden haben. Sie ist die einzige noch verbliebene Glocke, die 6.00, 12.00, 18.00 Uhr und zum Gottesdienst läutet. Eine mittlere und eine kleine Glocke sind Verluste des Ersten Weltkrieges und konnten bisher nicht ersetzt werden. Die Turmuhr läuft seit dem Jahre 1797.

Die reiche und gut erhaltene Ausstattung macht die Zeigerheimer Kirche zu einem wahren Kleinod.

Hervorzuheben ist der Altar, der aus dem Ende des 15. Jh. stammt, hergestellt in der bedeutenden „Saalfelder Werkstatt“. Im Mittelschrein ist die gekrönte Maria mit dem Kind dargestellt, welches einen Apfel hält und auf einer Mondsichel steht. Sie ist umgeben von einem Strahlenkranz, neben ihr stehen die Heiligen Barbara und Katharina sowie Andreas und Johannes. Der linke Flügel zeigt Ursula, Margarete, Dorothea und Gertrud, der rechte Urban, Bartholomäus, Georg und Gangolf. Die Aufsatzfiguren stellen Maria mit einem Buche und den Engel der Verkündigung. Malereien an den Außenseiten der Flügel zeigen die Heimsuchung und Geburt Jesu sowie auf den Aufsatzbrettern David und Jesaias in bekannter Auffassung mit ihren Sprüchen. Der Altar wurde in den Kirchlichen Restaurrationswerk-stätten Erfurt restauriert.

Eine Besonderheit ist auch ein gotisches in Sandstein gearbeiteter Tabernakel (Sakramentsschrein) an der Chor-Ostseite aus dem Jahr 1428 mit einem schmiedeeisernen Türchen. Sakramentshäuschen dienten zur Aufbewahrung von geweihten Hostien.
Auf der gegenüberliegenden Seite, im Südosten befindet sich ein ehemaliges Piscinium, ein kleines fünfeckiges Becken zum Ausgießen von unbrauchbar gewordenen geweihten Flüssigkeiten. Der Ausgang führte durch die Mauer auf die geweihte Erde des Friedhofs.

Eines der ältesten Ausstattungsstücke, eine Reliefplatte, findet sich gegenüber der Kanzel. Die Inschrift ist nicht mehr zu entziffern.

Die an der Südseite zwischen Mittelraum und Saal aufgestellte Kanzel aus Holz stammt aus der Mitte des 17. Jh. Die Darstellungen am Fuß zeigen Ereignisse aus der Bibel die mit Texten versehen sind. An der Vorderseite ist Jesus dargestellt, wie er in einer Kelter Wein tritt. (Jesaja 63,3)
Auf dem Schalldeckel sieht man einen Engel um eine Weintraube, einen Apfel und eine Birne tanzen, wohl ein Hinweis auf den reichen Obst- und Weinanbau in Zeigerheim.

Der Kanzel schräg gegenüber steht ein achteckiger, ziemlich dicker romanischer Taufstein. Ein dazugehöriges Kupfer-geschirr weißt die Inschrift „Georgius Hischen, Berger, Weindezabl alle hier zu Rudolstadt 1659“ auf.

Die erste Orgel kam 1742 nach Zeigerheim, nachdem sie ursprünglich 1686 von Zacharias Rappe für die Kirche in Meuselbach hergestellt wurde. Die heute noch vorhandene Orgel stammt aus dem 19. Jh. von der ersten Orgelbaufabrik Eifert in Stadtilm.

Im 17. Jh. wurde die Kirche durch Konrad Reutten aus Blankenburg ausgemalt. Das Tonnengewölbe aus Brettern über dem Kirchenschiff zeigt Bilder aus der biblischen Geschichte, die in der ersten Hälfte des 16. Jh. entstanden sind. Die Bilder waren unter Putz verborgen und wurden bei Restaurierungsarbeiten 1994/95 freigelegt. Ähnliche Darstellungen befinden sich auch an den Emporen, oben aus dem Alten und unter aus dem Neuen Testament.

Text und Fotos:
Regina Brauer und Klaus Irmer
Quellen:
Friedrich Lundgreen „Zeigerheim“ 1932
Prof.Dr. P. Lehfeldt “ Bau- und Kunstdenkmäler
Thüringens“ Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 1894
Dehio 1998